Automatisierung Teil 1: Grundlagen

Automatisierung Teil 1: Grundlagen

Sie greift bereits in viele unserer Lebenswelten ein, ist selten sichtbar und doch allgegenwärtig: Die Automatisierung. Und natürlich wird sie auch in Unternehmen immer wichtiger und umfassender. Denn mit ihr dreht sich das „Höher, schneller, weiter“ der globalen Marktwirtschaft immer effizienter. Gleichzeitig geht für viele Angestellte von der Automatisierung eine diffuse Gefahr aus, die dem Menschen – und vor allem dem eigenen Arbeitsplatz – am Ende mutmaßlich mehr schadet als nutzt. Fakt ist, ohne sie haben sowohl kleine als auch mittlere und schon gar große Unternehmen kaum eine Chance, konkurrenzfähig zu bleiben. Gute Gründe, sich die Automatisierung einmal in unserer neuen Blog-Serie genauer und gründlich anzusehen.

Beginnen wir ganz am Anfang, also mit der Definition des Begriffes. Bei der Automatisierung geht es um die Umwandlung eines manuellen, also von Hand ausgeführten, Vorgangs in einen selbsttätigen, der in den allermeisten Fällen von einer Maschine ausgeführt wird. Dies führt logischerweise zu einer Entlastung desjenigen, der die Arbeit zuvor erledigt hat. Die Vorgaben für die Maschine legt dabei (noch) der Mensch fest. Ziele jeder Automatisierung sind Zeitersparnis, Steigerung der Effizienz und der Erträge sowie die Freisetzung von menschlicher Arbeitskraft für andere Bereiche. Im Vorfeld jedes Automatisierungsprozesses muss zwar ein gewisser Aufwand betrieben werden, um die maschinelle Erledigung der Arbeit zu entwickeln, zu implementieren und im Zweifel zu optimieren. Doch läuft der Prozess einmal, ist der ritualisierte und stoisch selbstständig arbeitende Vorgang dem menschlichen Handeln nahezu immer überlegen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Abläufe können unendlich oft und ohne Pausen vollzogen werden, sie werden fehlerfrei absolviert und stets mit derselben Präzision. Und solange es Strom gibt, sind Maschinen auch immer verfügbar. All das mag etwas kühl und streng rational klingen, im besten Fall werden im Zuge einer Automatisierung jedoch Menschen von relativ stumpfer, eintöniger und sogar gesundheitsgefährdender Arbeit ferngehalten. Überall dort, wo giftige Dämpfe austreten, sich schwere Vorrichtungen schnell bewegen oder es heiße Oberflächen oder andere gesundheitsgefährdende Umstände gibt, kann beispielsweise ein Roboter agieren.

Natürlich hat die Automatisierung sich längst fortgepflanzt, verästelt und zu Auswüchsen wie der Künstlichen Intelligenz (KI) geführt, oder dem Internet der Dinge, bei dem die automatisierten Prozesse von äußeren Einflüssen lernen und neue Muster von alleine erlernen. Das Phänomen der Automatisierung und der Wunsch nach einer Vereinfachung sind übrigens schon Jahrhunderte alt! Überliefert sind bereits Maschinen des Griechen Heron von Alexandria, der um die Zeit von Christi Geburt lebte. Neben zahlreichen anderen Dingen entwarf der Mathematiker und Ingenieur sich automatisch öffnende Tempeltüren, Musikmaschinen und sogar einen Weihwasserautomaten. Bei Letzterem wurde das geweihte Nass automatisch jedem Gläubigen zugeführt, der eine Münze in die Maschine warf, durch deren Gewicht das Wasser durch ein Rohr gedrückt wurde.

 

Erst schleichend, dann beschleunigt

Von Heron war es ein langer Weg zu IBMs Betriebssystem OS/360, mit dem vor circa 45 Jahren die Automatisierung des Computereinsatzes begann. Doch vor allem die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten hat das Fortschreiten der Automatisierung stark beschleunigt und deren Möglichkeiten multipliziert. Es ist daher nur logisch, dass sie für moderne Unternehmen inzwischen unausweichlich und (über)lebensnotwendig ist.

International begann eine raumgreifende Automatisierung mit der Industrialisierung im 18. Jahrhundert, in der viele Vorgänge auf einmal mit Dampfkraft erledigt wurden. Spätestens mit dem Einsatz elektrischer Energie im 19. Jahrhundert und der Erfindung des Verbrennungsmotors wurde vielerorts die Muskelkraft von Mensch und Tier sinnbringend ersetzt. Die nächsten großen Automatisierungsbeschleuniger waren die diversen Versionen des Computers, die auf eines der Ursprungsmodelle von Konrad Zuses Z3 folgten. Im Anschluss drehte sich die Automatisierungsspirale mit der vom Menschen entwickelten Robotik und schließlich mit der Digitalisierung sowie unsere heutigen smarten Technologien ein weiteres Mal schneller. Dass es bei der aktuellen Vernetzung und dem digitalen Verweben vieler Vorgänge und der daraus resultierenden Globalisierung beruflich wie privat zu Fragen und Problemen kommt, ist unbenommen und muss Anlass fortwährender Überprüfungen sein. Fakt bleibt dennoch, dass die Geschichte der Automatisierung derart zahlreiche Annehmlichkeiten mit sich gebracht hat, dass wir ihr Fehlen schmerzlich vermissen würden.

 

Arten der Automatisierung

Denn wird heutzutage über die Ausmaße der Automatisierung gestöhnt, lässt man dabei gerne unter den Tisch fallen, wie viele Bereiche unseres Alltags bereits automatisiert sind und wie ungern wir, wenn vor die Wahl gestellt, von diesen Standards ablassen würden. Tatsächlich fällt es schwerer, Abläufe des modernen Lebens zu nennen, die nicht automatisiert sind oder denen keine Automatisierung zugrunde liegt, als solche, die darauf fußen. Staubsaugerroboter, die Regulierung unserer Heizungen, der Online-Einkauf mit den dadurch in Gang gesetzten Algorithmen oder der Einkauf im Supermarkt mit Kartenzahlung oder automatischen Kassensystemen, unsere Smartphones und nahezu jedes andere maschinell hergestellte Produkt sind nur ein paar der offensichtlichsten Beispiele. Wer je versucht hat, schnell und einfach mit einem Faltplan den richtigen Weg zu finden – und ihn anschließend wieder ordnungsgemäß und zufriedenstellend zusammenzufalten – und gleichzeitig dieselbe Aufgabe einem GPS-System überlassen hat, wird die generelle Sinnhaftigkeit von Automatisierung kaum infrage stellen. Daher ist es wenig verwunderlich, dass natürlich auch in der Industrie immer gründlicher ausgelotet wird, wie mit Digitalisierung und Automatisierung in den Unternehmen die Prozesse verbessert werden können.

Selbstverständlich gibt es auch negative Auswirkungen der Automatisierung, denken wir nur an Phänomene wie Spam, Hacker oder Bots, die im Grunde nichts anderes sind als Mittel, um die Automatisierung mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Doch ihr Nutzen, das werden die wenigsten bestreiten, überwiegt die mit ihr einhergehenden Nachteile bei Weitem.

 

Die 5 wichtigsten Vorteile der Automatisierung

  • Kostensenkung: Auch wenn die Einführung jedweder Automatisierung einen manchmal hohen finanziellen Aufwand bedeutet, so ist wenig überraschend dennoch der Faktor der mit ihr mittel- und langfristigen einhergehenden Kostensenkung der wichtigste für die Unternehmen.
  • Produktivität: Mitarbeitern können repetitive, oft stupide manuelle Prozesse abgenommen und die Arbeitskraft in der Folge für bedeutendere Aufgaben eingesetzt werden. Auch und gerade in IT-Abteilungen besteht derzeit noch Automatisierungspotential.
  • Verfügbarkeit: Heutzutage ist es für viele Firmen eine (nicht zuletzt monetäre) Katastrophe, wenn das System ausfällt. Eine Automatisierung kann mittels Sicherungs- und Wiederherstellungssystemen Datenverluste und Beschädigungen vermeiden und für eine Hochverfügbarkeit der wichtigen Festplatten und Systeme sorgen.
  • Zuverlässigkeit: Je größer und komplexer ein Unternehmen, je mehr Standorte und Mitarbeiter eingebunden sind, desto anfälliger ist es für Fehler. Nimmt man den Faktor Mensch aus der Gleichung einiger Abläufe hinaus und ersetzt Mitarbeiter durch Automatisierungssoftware, sinkt das Fehlerpotential.
  • Leistung: Mit der Automatisierung steigt auch die Leistung des gesamten Firmensystems. Zu beachten ist jedoch, dass die Computerinfrastruktur, die der Leistung automatisierter Prozesse zugrunde liegt, zumeist auch der kostspieligste Faktor ist. Leider aber ein unvermeidbarer.

 

Begriffe der Automatisierung

  • Industrie 4.0: Man könnte auch von der vierten industriellen Revolution sprechen. Gemeint ist die Automatisierung der Wirtschaft durch Programme und Roboter. In vielen Fällen handelt es sich dabei aber genauer um das Vernetzen von Systemen und die Kommunikation zwischen Menschen, Maschinen, Anlagen und Produkten. Ziel ist die Vereinfachung der Produktion bei gleichzeitiger Kostensenkung und dem Freisetzen von Arbeitskraft für andere Bereiche.
  • Digitale Transformation: Bei der Digitalen Transformation geht es um den gesamten auf fortschrittlicher Technik basierenden Prozess, den beispielsweise ein Unternehmen durchläuft oder ständig praktiziert. Im Zuge einer solchen Transformation wird nicht nur die Technologie ständig erneuert und angepasst, sondern auch der Umgang mit ihr und das kulturelle Umfeld. Die Digitale Transformation wird immer dann am sichtbarsten, wenn die in ihr arbeitende Technologie nicht funktioniert, wenn ein Makel einer ansonsten reibungslos arbeitenden Funktion ins Gewicht fällt.
  • Robotic Process Automation (RPA): Diese, wörtlich übersetzt, „robotische Prozessautomatisierung“ beschreibt letztlich nichts anderes als eine Technologie, die repetitive Prozesse ausführt, die auch ein Mensch übernehmen könnte, die aber meist schlicht und für den Menschen unnötig sind, da dieser für kreativere Aufgaben geeigneter und wichtiger ist.
  • VUKA (Englisch: VUCA): VUKA ist ein Akronym und steht für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambivalenz. Mit diesen Begriffen wird umschrieben, wie ängstliche Arbeitnehmer die moderne Arbeitswelt oftmals empfinden. Einfühlsame und kommunikative Führungskräfte reagieren auf VUCA mit einem eigenen VUCA: Vision, Understanding, Clarity und Agility.
  • Lights-out-Produktion: Wenn hochmoderne Roboter in mehreren Werken über lange Zeiträume hinweg in der Lage sind, vollkommen autonom zu arbeiten, nennt man dies entweder bedienerlose Fertigung oder, etwas kreativer, Lights-out-Produktion. Hintergrund ist, dass eine bedienerlose Produktion weder Beleuchtung noch Heizung oder Klimatisierung benötigt. Zudem brauchen Roboter für die Verrichtung ihrer Tätigkeit weniger Platz als Menschen.
  • Digital Workforce: Von einer Digital Workforce spricht man, wenn ein skalierbares Team von Software-Robotern Hand in Hand mit menschlichen Mitarbeitern arbeitet, um repetitive Prozesse in Gang zu setzen, die wiederum den Menschen ermöglicht, sich auf wichtigere Aufgaben zu fokussieren.

 

Fortsetzung

Im zweiten Teil umreißen wir, was Automatisierung für die Wirtschaft, die Gesellschaft und den Menschen bedeutet: Zu Teil 2 der Serie

Verwandte Artikel:

Teamarbeit aus der Ferne

Im Juni 2022 hatten wir in einem Blogbeitrag bereits einen Blick auf das Arbeiten im Homeoffice geworfen. Wir untersuchten die treibenden Kräfte hinter dieser Entwicklung,...

Zehn Tipps für das perfekte Projektteam

In diesem Beitrag befassen wir uns mit der Schlüsselfrage, wie man das ideale Projektteam zusammenstellt. Denn die richtige Teamzusammensetzung ist entscheidend für den...